Wer mir auf Facebook folgt, hat sicher mitbekommen, das ich meine gute alte Canon EOS 600D zur 600Da umgebaut habe. Das „a“ steht für Astro und wurde erstmals von Canon bei der serienmäßig modifizierten EOS 60Da verwendet. Ich habe lange mit mir gerungen diesen Umbau erstens überhaupt zu machen und zweitens selber durchzuführen. Nachdem ich im Internet eine sehr gute Anleitung in Bild und Video von Gary Honis gefunden hatte, dachte ich mir das ich das auch selber hin bekomme. Technisch und handwerklich bin ich nicht schlecht dabei, und so suchte ich mir mein Werkzeug zusammen und legte los. Die Kamera hatte inzwischen ca. 140.000 Auslösungen durch und so dachte ich mir, das falls etwas schief gehen sollte, der schmerzliche Verlust nicht so groß sein wird 😉 .
Auf eine ausführliche Dokumentation möchte ich hier verzichten das könnt ihr auf Gary Honis Seite sehr gut finden, ich möchte euch einfach mal ein paar Bilder der Aktion zeigen, so das ihr euch in etwa vorstellen könnt was dabei gemacht wird.
Das ganze Unternehmen glich einer kleinen OP. Mit Handschuhen diversen Tütchen und Schächtelchen zur Archivierung der insgesamt 29 zu entfernenden Schrauben bewaffnet ging es also los.
Im Grunde wird nicht viel Werkzeug benötigt, ein kleiner Schlitz- und Kreuzschlitzschraubendreher, Pinzette, Skalpell, Gummihandschuhe (ungepudert), Tupperdose o.ä. (zur Aufbewahrung für den Sensor), kleine Schachteln oder Tüten für die Schrauben und einen Zahnstocher aus Holz. Hilfreich ist auch ein Stift um die Tüten zu beschriften.
Eigentlich werden einfach in der Reihenfolge wie auf Gary Hones Seite beschrieben die Schrauben entfernt und gut aufbewahrt. Ich habe dazu die oben erwähnten Dosen und Zip-Tüten verwendet, diese habe ich mit dem Ort wo die Schrauben verbaut sind beschriftet.
Nach dem der hintere Gehäusedeckel entfernt war, konnte ich das erste Mal live in das Innere einer DSLR blicken. Unterhalb des Suchers sieht man die Rückseite des Sensors, welcher mit einem breiten Flachbandkabel mit der Hauptplatine verbunden ist.
Um den Sensor auszubauen, müssen erst einmal alle Kabel von der Hauptplatine gelöst werden. Das geht eigentlich recht einfach mit Hilfe eines Zahnstochers, der Pinzette und einem kleinen Schraubendreher werden die Kabel aus ihren Buchsen gezogen. Um keinen der Stecker beim Zusammenbau zu vergessen habe ich diese von A – L beschriftet, so das alles in umgekehrter Reihenfolge wieder passt.
Wenn alle sichtbaren Kabel gelöst sind, werden noch ein paar Schrauben entfernt und die Platine kann seitlich nach unten geschoben werden. Ganz braucht man die Platine nicht entfernen um den Sensor auszubauen.
Nun war der Sensor dran. Dieser ist mit drei ferdergelagerten Schrauben in der Kamera eingebaut. Das nach dieser OP der Autofokus wieder passt, muss man vor der Demontage den Abstand aller drei Schrauben vermessen, dazu misst man wie weit die kleinen Plastikführungen aus dem Sensorträger schauen und stellt dieses Maß bei der Montage wieder ein.
Wenn der Sensor entfernt ist, sieht man den Verschlussvorhang der 600D.
Der Sensor ist raus und schimmert in Regenbogenfarben. Vor dem Sensor befinden sich mehrere Filtergläser, um diese möglichst nicht zu verschmutzen habe ich den Sensor immer mit dem „Gesicht“ nach unten gehalten und so auch in einer Tupperdose aufbewahrt.
Nun wurde es ernst und zum Schutz der Finger aber auch zum Schutz vor Verschmutzungen wurden die Gummihandschuhe angezogen. Wie oben erwähnt befinden sich vor dem Sensor verschiedene Filter, der Erste ist ein Tiefpassfilter welcher mit einem Cliprahmen am Sensorgehäuse befestigt ist und nach der Demontage des IR-Filters (Blau) wieder eingebaut wird. Nach dem der Tiefpassfilter entfernt wurde, wird der schwarze Rahmen gelöst und vom eigentlichen Sensor getrennt. Der Sensor wandert wieder zurück in die Tupperdose und ich konnte mit der Demontage des IR-Filters beginnen. Mit einem Skalpell wird das Silikon in den Ecken des blauen Glases eingeritzt und mit kontrollierter Gewalt das Glas aus dem Rahmen gelöst.
Nachdem die Reste des Silikons entfernt wurden, war eigentlich das „Schlimmste“ geschafft. Alles wurde in umgekehrter Reihenfolge wieder eingebaut, dabei empfand ich das Wiedereinstecken der ganzen Kabel am nervigsten, ständig rutschten diese wieder raus bevor man den Sicherungsclip schließen konnte. Schlussendlich habe ich die Kamera dann aber doch recht zügig wieder zusammengebaut. Keine Schraube blieb übrig und der erste Funktionstest war auch erfolgreich.
Die ersten Aufnahmen waren am Tag und reinweg nur um zu sehen wie sich das Bild geändert hat und ob man mit der umgebauten Kamera auch noch „normale“ Fotos machen kann. Links ein Bild wo ich eine weiße Fläche fotografiert habe und rechts ein Vergleichsbild wo man sehen kann das man mit dem manuellen Weißabgleich immer noch gut am Tag fotografieren kann. Deutlich zusehen ist der Rotstich in den Bildern. Selbst bei dem manuell ausgesteuerten Bild ist der erhöhte Rotanteil noch etwas zusehen, das lässt sich aber in der Bildbearbeitung noch etwas korrigieren.
Ein paar Tage nach dem Umbau konnte ich dann in einer fast sternenklaren Nacht einen ersten Test unter Realbedingungen machen. Zum Vergleich habe ich einmal mit der umgebauten EOS 600Da fotografiert und mit einer serienmäßigen EOS 700D. Die Bilder habe ich aus je 10 Einzelaufnahmen a 5 Sekunden Belichtungszeit verrechen lassen und in Lightroom bearbeitet. Leider hatte ich in dieser Nacht nicht viel Zeit (am nächsten Tag musste ich früh raus) so das ich weder Darkframes noch Biasframes gemacht habe um das Bildrauschen zu minimieren. Ich denke aber das man ganz deutlich den Unterschied und den Vorteil des Umbaus erkennen kann. Die roten Nebel treten ganz deutlich hervor und mit ein paar mehr Fotos plus längere Belichtungszeit pro Bild und den oben erwähnten Dunkelbildern werden da sicher sehr schöne Bilder entstehen.
Abschließend kann ich schon jetzt sagen das sich der Do-it-yourself Umbau gelohnt hat. Nicht nur das mich der Umbau nix gekostet hat (bis auf etwas Mut 😉 ), nein auch weil das Ergebnis der Bilder für sich spricht. Nun muss ich mal auf eine Wolken- und Mondlose Nacht warten, um ein paar richtig schöne Aufnahmen zu machen, die ich euch dann natürlich hier noch präsentieren werde.
Kleiner Nachtrag. In den letzten Tagen konnte ich mal einen etwas längeren Test machen. Ich habe mir noch einmal das Sternbild Schwan vorgenommen und mit 20 Fotos a60 Sekunden belichtet dieses Bild aufnehmen können. Ich finde für die paar Minuten Belichtungszeit kommt das H-alpha schon recht gut raus. Zusehen ist links der Nordamerikanebel und rechts der Gamma Cygni Nebel.
Guten Abend,
danke für das tolle Tutorial.
Ich stehe nun auch kurz vor dem Umbau meiner 600D.
Ich habe parallel das Tutorial von Gary Honis gelesen, welcher statt dem IR CUT Filter einen Bader Filter einbaut.
Für was ist das Teil denn gut? Du hast ja nun auch keinen eingebaut und es funktioniert trotzdem super, oder?
Viele Grüße
Marcus