In diesem Blogeintrag möchte ich euch mal erklären wie ich meine Fototouren plane.
Die Frage der Planung mag für den einen oder anderen etwas komisch klingen, was muss man da großartig planen, man geht doch einfach da hin wo es einem gefällt und macht ein Foto – oder doch nicht!? Ja, fast so ist es 😉 . Nein im ernst, wenn man die Fotografie so wie ich inzwischen betreibt, hat man zum Teil ganz bestimmte Bilder im Kopf wie eine Motiv aufgenommen werden soll bzw. aussehen soll. Das trifft meiner Erkenntnis nach auf den Landschaftsfotografen wie auch auf den Portraitfotografen zu. Man weiß ungefähr was man auf dem späteren Foto sehen will. Der Portraitfotograf geht dann z.B. in sein Studio, setzt das Licht, bestimmt den Hintergrund, lässt unter Umständen sein Model schminken und fotografiert es in der Pose, die er sich vorher im Kopf zurechtgelegt hat. Beim Landschaftsfotografen ist das recht ähnlich, man sucht sich sein Model z.B. einen Baum oder Fels, setzt das Licht mit Sonne oder Mond und fotografiert das ganze in der Pose die man sich vorstellt. „Leider“ findet das ganze nun nicht im wettergeschützten Studio mit kontrollierbaren Bedingungen statt, sondern in der fast unberechenbaren Natur. Um trotzdem ein Foto nach meinen Vorstellungen zu machen, bedarf es eben einer gewissen Planung die ich euch hier einmal etwas erklären möchte.
Wie finde ich meine Motive?
Als ich mit der Fotografie angefangen hatte, habe ich oft Orte besucht von denen ich bereits Fotos von anderen Fotografen gesehen hatte, diese habe ich dann sozusagen „Nachfotografiert“. Klar ist das jetzt zum Teil auch noch so, mit der Zeit entdeckt man aber auch eigene Motive und möchte diese entsprechend umsetzen. Um die Motive erst mal zu finden, begebe ich mich sehr oft mit Gleichgesinnten auf sogenannte Erkundungstouren.
Diese Touren werden im Regelfall am hellerlichten Tag unternommen um die Gefahren für eine nächtliche Begehung – die man nun mal machen muss, wenn man einen Sonnenaufgang fotografieren möchte – abzuschätzen und eben auch den richtigen Platz im Dunkeln zu finden. Stellt euch das wie eine kleine Wandertour vor bei der die Augen für fotogene Sachen offen sind. Mit der Zeit entwickelt man sowieso einen ganz anderen Blick für solche Dinge, ständig schweifen die Augen von der Nahdistanz in die Ferne und wieder zurück. Nicht selten bleibt einer schlagartig stehen und wirft sich auf den Boden oder verrenkt sich um einen bestimmtes Motiv genauer zu betrachten oder die ideale Position zum fotografieren zu suchen.
Schon diese Touren werden im Vorfeld geplant. Das machen wir hier in der Sächsischen Schweiz entweder ganz klassisch mit Wanderkarten von Rolf Böhm oder mit digitalen Karten auf dem Computer, Handy oder Navigationsgerät. Für eine kleine Lagebesprechung am Stammtisch sind die o.g. Karten von Rolf Böhm einfach ideal, jeder kann drauf schauen, sie sind sehr detailreich und man kann sie drehen und wenden wie man es halt für sowas braucht. Nicht zuletzt hat man ja auch nicht überall Platz und Strom für einen Laptop.
Analog vs. Digital
Hier scheiten sich nun wieder die Geister und jeder mag’s anders. Ich bin zugegeben ein echter Technikfeti und plane die meisten meiner Touren am Computer. Hierzu benötigt man keine teure Software, alles was ich nutze sind Open Source Karten und die frei verfügbare Software BaseCamp von Garmin.
Garmin BaseCamp mit der Reit- und Wanderkarten.
Garmin BaseCamp könnt ihr HIER KOSTENLOS DOWNLOADEN
Als Karte hat sich für mich die Reit- und Wanderkarte von Klaus Gaßner herauskristallisiert. Diese Karten sind fast wie die analogen Böhm Karten, einfach sehr detailreich mit Höhenlinien in 10m Schritten, schön dargestellt und damit für mich die beste digitale Karte die ich bis jetzt gesehen habe.
Downloaden könnt ihr auch diese KOSTENLOS HIER.
Leider hat diese Karte bei aller Detailhaftigkeit auch einen gravierenden Nachteil. Mit dieser Karte kann man leider nicht Routen, soll heißen es wird leider kein Weg zwischen zwei Punkten berechnet und damit auch keine Höhenangaben zur Verfügung gestellt. Leider gibt es wie oben schon erwähnt keine freie Karte die an die Details der Reit- und Wanderkarte heranreicht (meine aktuellen Infos), ich aber gerade wegen der Höhenlinien nicht darauf verzichten möchte. Hier muss man sich noch einer zweiten Karte bedienen und damit einen kleinen Umweg oder Kompromiss eingehen. Eine Karte die das Routen unterstützt ist z.B. die OpenMtbMap, welche hauptsächlich für Mountainbiker gedacht ist. Ich habe aber festgestellt, das auch in dieser Karte alle Wanderwege wie in der Reit- und Wanderkarte eingezeichnet sind. Wem die Darstellung dieser Karte gefällt, kann auch nur diese nutzen und spart sich damit die Installation der R&W Karte.
Die OpenMtbMap könnt ihr HIER KOSTENLOS DOWNLOADEN
Die OpenMtbMap gibt es für fast die ganze Welt, die Deutschen Karten sind in Bundesländer unterteilt, so das man nur die Karte downloaden und installieren muss die man im Moment benötigt.
Die Installation des Programms BaseCamp und der Karten funktioniert kinderleicht. Alle drei Downloads sind .exe Dateien die man nur anklicken muss wie jedes andere Programm installiert. Nach dem ihr alle drei Sachen installiert habt, findet ihr dieses Symbol auf dem Desktop oder in der Programmliste. Mit einem Klick darauf öffnet sich BaseCamp und ihr könnt erst einmal die Grundeinstellungen vornehmen. Ich persönlich mache eigentlich nur einwas und zwar gehe ich in Reiter „Ansicht – Symbolleisten – Kartenprodukte“. Damit wird das Kontextmenü mit den Karten auf die Symbolleiste gelegt und man kann schnell und einfach zwischen den verschiedenen Karten umschalten.
Kartenprodukte einblenden
Planung einer Tour
An einem kleinen Beispiel möchte ich euch nun die Planung einer Fototour zeigen. Im Regelfall planen wir immer nur einen Spot, entweder für den Sonnenaufgang oder -untergang und da bleibt man dann bis zu 3 oder 4 Stunden vor Ort. Jetzt werden sich einige fragen warum muss man so lange an einem Platz verweilen nur um ein Foto zu machen!?
Ganz einfach, im Laufe der Zeit verändert sich das Licht permanent und der Anblick der Landschaft somit auch. Man macht immer wieder Fotos und am Ende kann man sich wirklich das schönste mit der perfekten Stimmung heraussuchen. Das kann man sehr schön bei den Bilder meines letzten Fotoberichtes „Nach langer Zeit …“ sehen.
Nehmen wir also an wir wollen zum Sonnenaufgang auf den kleinen Winterberg um z.B. in den Zschand zu fotografieren. Ich suche dann oft im Internet nach Fotos von diesem Gebiet und versuche den Standpunkt einzuordnen. Habe ich dies getan kann ich auf der Karte einen Aussichtspunkt suchen und diesen als mein Ziel markieren und von da aus meine Route planen. Wie ihr seht plane ich also meine Route rückwärts da ja mein Ziel schon feststeht und der Startpunkt erst danach festgelegt werden kann.
Sonnenaufgang – Blick in den Zschand
Da ich immer reichlich Gepäck mit mir herumschleppe – bei Zeitrafferaufnahmen bis zu 25kg – kommen nun die weiter oben immer wieder erwähnten Höhenlinien zum tragen.
Hier zu einen kleine Vorgeschichte.
Vor etlichen Jahren als ich noch nix mit Fotografie am Hut hatte, war ich mit meiner Frau in den Alpen im Urlaub. Wir hatten uns eine recht überschaubare Tour von insgesamt 13 km hin und zurück ausgesucht und so stapften wir los. Auf der Hälfte des Hinweges kam aber dann das Erwachen, wir hatten die Höhenlinien auf der Karte total ignoriert. Wir wussten zwar das es auf einen Berg geht, haben aber bei der Planung die fast 1000 Höhenmeter nicht berücksichtigt. In der Hälfte ging uns das Wasser aus, zu unserem Glück fanden wir eine Quelle wo wir unsere Vorräte wieder auffrischen konnten und somit die Tour beenden konnte. Diese Erfahrung hat mich so geprägt das mein erster Blick bei einer Planung nun fast immer auf den Höhenlinien liegt.
Das Elbsandsteingebirge hat nun keine 1000 Hm zu bieten aber mit dem oben erwähnten Gepäck sollte man auch hier wissen, welchen Weg man am besten einschlägt. Der Kürzeste ist nicht immer der Beste da dieser meistens recht steil nach oben geht und somit bei dem einen oder anderen auch schnell die Lust an der Sache vergeht 😉 . Ich versuche immer einen Kompromiss aus Weg und Mühen zu machen, manchmal lohnt sich der steilere Weg um 1/2 Stunde länger im Bett zu liegen :-D. Nachfolgend zeige ich euch zwei Diagramme die den Anstieg und die Distanz zu einem Aussichtspunkt in der Sächsischen Schweiz zeigen.
Hier ist es nun so das der längere Weg auch den steileren Anstieg beinhaltet, bei dem Kurzen dafür aber mehr Höhenmeter zu bewältigen sind. Hier muss schlussendlich jeder für sich entscheiden was man mag. Ich würde hier trotz mehr Hm den kürzeren Weg nehmen da dieser für mich gleichmäßiger verläuft und ich damit in einen besseren Rhythmus komme.
Kommen wir zu unserem Beispiel von oben zurück. Zu dem Fotospot auf dem Kleinen Winterberg gibt es für mich nur einen Weg, es ist ein recht kurzer, welcher aber auch einen steilen Anstieg beinhaltet. Gestartet wird an der Felsenmühle im Kirnitzschtal was am Ende auch unser Endpunkt sein wird.
Felsenmühle – Kleiner Winterberg
Wo steht die Sonne?
Nun haben wir den Weg geplant und kommen dazu wann wir Starten bzw. Aufstehen müssen um rechtzeitig vor dem Sonnenaufgang vor Ort zu sein. Dazu muss man natürlich erst einmal wissen wann die Sonne am Fotospot aufgeht und da helfen uns diverse Smartphone Apps. Ich für meinen Teil finde die App „Sun Surveyor“ dafür echt genial, nicht nur das sie uns anzeigt, um welche Uhrzeit die Sonne aufgeht, sondern auch an welcher Stelle sie erscheinen und wie ihr Verlauf sein wird. Gerade bei Zeitrafferaufnahmen ist das recht wichtig weil man während einer Aufnahme nicht einfach die Kamera verrücken sollte oder darf.
Die App bietet aber noch viel mehr, Daten zum Mond und Milchstraße, eine Möglichkeit die Sonne mit Google Street View einzuordnen oder auch einen Live-View wo man die Sonne mittels Kamera im Telefon verfolgen kann.
In unserem Beispiel (Bild 1 oben) sagt die App das die Sonne am 6. September um gegen 6:23 Uhr aufgehen wird. Da wir aber noch etwas Zeit brauchen um unsere Kamera aufzubauen und evtl. noch die Blaue Stunde mitnehmen wollen, müssten wir ca. 5:00 Uhr am Spot sein. Um nun zu wissen wie lange wir für den Weg brauchen, müssen wir lediglich in BaseCamp die Details aufrufen und nach einem Doppelklick auf den Zielpunkt unsere Wunschzeit eingeben. Nun wird uns entsprechend unserem ausgewählten Profil „Wandern“ eine ungefähre Gehzeit angezeigt.
Gehzeit zum Fotospot
Wie wir sehen müssten wir ca. 4:22 Uhr an der Felsenmühle zu unserer Tour starten um 5 Uhr vor Ort zu sein. Aus eigener Erfahrung muss ich sagen das diese Zeit sehr optimistisch ist 😉 , rechnet je nach körperlicher Verfassung mit einer viertel Stunde mehr und bedenkt auch das die Orientierung in der Nacht nur mit einer Taschenlampe auch nicht so einfach ist wie am Tag. Auch uns ist es schon passiert das wir mal im Kreis gelaufen oder am Ziel vorbei gegangen sind.
Orientierung in der Nacht und am Tag
Um die Orientierung im dunklen Wald etwas zu vereinfachen, gibt es neben der klassischen Wanderkarte heutzutage zum Glück auch noch andere Hilfsmittel. Zum einen gibt es kleine Outdoor Navigationsgeräte wie z.B. von Garmin die zumeist wetterfest sind, zum anderen hat heute fast jeder ein Smartphone bei sich auf das man diverse zum Teil kostenfreie Apps zur Navigation installieren kann. Auch hier habe ich eine Empfehlung für euch. Ich verwende auf meinem Android Handy die App Locus Map welche es als Free oder auch als Pro Version im App-Store gibt. Diese App arbeitet sowohl mit Online als auch mit Offline-Karten. Um die Navigation bzw. Das Kartenmaterial auch ohne Funknetz nutzen zu können empfiehlt es sich natürlich eine Offline-Karte zu installieren. Hier habe ich die OpenAndroMaps installiert, diese werden genau so wie die Karten für Garmin BaseCamp für viele Länder zur Verfügung gestellt. Für Deutschland gibt es die Karten sehr detailreich für jedes Bundesland einzeln zu downloaden.
Für mich ist so eine elektronische Karte inzwischen fast unentbehrlich, nicht das ich die Papier-Variante nicht lesen könnte, viel mehr ist das elektronische Pendant für mich einfach praktischer, da man sie ja immer mit sich führt. Im Dunkeln ist sie natürlich unschlagbar gut abzulesen und man sieht immer genau wo man sich gerade befindet. Dazu kommt das man seinen Track aufzeichnen lassen kann um ihn z.B. später über den Computer noch einmal nachzuvollziehen.
Das Ganze geht natürlich auch andersherum, soll heißen man kann die in Garmin BaseCamp geplante Route oder Track auch exportieren und in Locus importieren (siehe Bild oben-Mitte) so das man nicht die ganze Zeit auf dem kleinen Display des Telefons arbeiten muss.
Nach der Tour
Wie schon beschrieben kann man einen aufgezeichneten Track wieder in BaseCamp importieren und sehen wo man lang gelaufen ist. Wer wie ich eine Kamera mit GPS-Sensor besitzt und diesen natürlich auch vor einer Tour einschaltet 😉 kann – wenn man Adobe Lightroom verwendet – sogar sehen wo er ein Foto gemacht hat. Dies ist natürlich eher sinnvoll bei „Rundwanderungen“ oder wenn man mehrer Spots an einem Tag besucht und dann die Bilder zuordnen möchte.
Lightroom in der Kartenansicht mit einem aufgezeichneten Track
Leider kann die aufgezeichnete Route meiner Kamera (Canon 6D) nicht einfach in Lightroom geladen werden da das Dateiformat nicht kompatibel ist. Hier muss man sich dem kleinen Programm GPSBubel bedienen und das Canon eigene Format in das GPX-Format konvertieren, so das sich die Aufzeichnung in Lightroom wiedergeben lässt.
Das war’s eigentlich von meiner Seite. Vielleicht hilft euch meine doch etwas ausführlichere Erklärung eure nächsten Touren zu planen. Die ganze Sache ist ja nicht nur für eine Fototour geeignet, sondern auch für alle möglichen Wanderungen in und außerhalb der Sächsischen Schweiz. Ich würde mich auch freuen wenn ihr vielleicht mal eure favorisierten Programme vorstellt, das könnt ihr sehr gern hier unter dem Beitrag in den Kommentaren machen.
Hallo,
vielen Dank für die tollen Tipps zum ‚routen‘ – mit diesen ‚Utilities‘ sollte jeder Fotograf ausgestattet sein! 😉